Einweihung des neuen Gerätehauses und 110 Jahre Löschbezirk Geislautern – Jahreshauptübung der Jugendfeuerwehr Völklingen und Verabschiedung des Chefs der Wehr mit großem Zapfenstreich
Am letzte Freitag war es endlich so weit. Nach über zwei Jahren Planungs- und Bauphase konnte am letzten Wochenende das neue Feuerwehrgerätehaus für den Löschbezirk Geislautern offiziell übergeben werden. Am Freitagabend wurde das 1953 erbaute Gerätehaus am Dietrichsberg noch einmal besucht, bevor sich die Kameraden dann nach einem „Kurzen“ dann im Zug mit „Sack und Pack“ durch den Ort aufmachten, um die neue Unterkunft zu beziehen. Hierzu war auch die Bevölkerung herzlich eingeladen, welche sich den Feuerwehrleuten und ihren drei Fahrzeugen anschloss. Begleitet von der Völklinger Marching Band und dem Klang der Sirenen ging es dann bergauf über den Schulberg zur neuen Wirkungsstätte, wo gleichzeitig auch das 110-jährige Bestehen des Löschbezirks gefeiert wurde. Der Bau des neuen Gerätehauses war schon länger Thema in der Völklinger Wehr. Der Altbau am Dietrichsberg entsprach schon lange nicht mehr den Standards moderner Gerätehäuser. Aufgrund der größeren Fahrzeuge und der steigenden Anzahl aktiver Kameraden platzte dieser sprichwörtlich aus allen Nähten, das im Jahre zuvor beschaffte Mannschaftsfahrzeug fand darin keinen Platz und musste außerhalb untergestellt werden.
Beim Kommers im großen Schulungsraum machte Wehrführer Broy nochmals auf die Notwendigkeit der Investition in den Neubau aufmerksam: „Die freiwilligen Feuerwehrleute riskieren ihr Leben für die Sicherheit der Allgemeinheit, folglich haben sie Anspruch auf beste Ausstattung.“ Um der Stadt Ausgaben zu ersparen wurde durch die Geislauterner Kameraden einiges an Eigenleistung erbracht. So wurde beispielsweise die Drucklufterhaltungsanlage, die Hangbefestigung mit rund 30 Tonnen Steinmaterial und die EDV-Anlage durch die Wehrleute errichtet.
Gratulanten aus Politik und Vereinen überbrachten ihre Glückwünsche an die Löschbezirksführung, darunter Tony Bender, Brandinspektor des Regionalverbandes Saarbrücken, der gleich in mehreren Funktionen als Vertreter des Sicherheitsdezernenten und der Landesvertreter. Über ein Geschenk freuten sich die Kameraden besonders, der Ortsverband der CDU überreichte Harald Wilhelm, eine handgeschnitzte Figur des heiligen Florians, Schutzpatron der Feuerwehrleute. Im Anschluss an den offiziellen Teil ging es dann auf dem Platz vor dem Gerätehaus bei angenehmen Temperaturen weiter mit den Feierlichkeiten, für Speis und Trank war natürlich wie immer bestens gesorgt.
Am Samstag wurde im Rahmen des Jubiläums die Jahreshauptübung der Völklinger Jugendfeuerwehr durchgeführt. Als Übungsobjekt wurde die Astrid-Lindgren-Schule ausgewählt, 100m Luftlinie von dem neuen Gerätehaus entfernt. Hier demonstrierten 23 Jugendfeuerwehrleute ihr Können vor zahlreichen Besuchern. Angenommen wurde der Brand eines Schulgebäudes, welcher binnen Minuten von 3 Trupps mit Strahlrohren unter Kontrolle gebracht wurde. Nach diesem Einsatzszenario wurde eine weitere Übung aus dem Bereich der technischen Hilfe demonstriert. Eine Person wurde unter einem Anhänger eingeklemmt und konnte sich nicht selbstständig befreien. Ziel dieser Übung war die schonende Rettung der Übungspuppe. Hierzu wurden sogenannten Hebekissen unter dem Hänger platziert, welche ein millimetergenaues Anheben des Hängers ermöglichten. Nach dem Sichern des Anhängers mit Kanthölzern konnte die Übungspuppe auf eine Trage verbracht werden und zur weiteren Behandlung abtransportiert werden. Bei der nachfolgenden Manöverkritik wurde den Jugendlichen ein hervorragender Ausbildungsstand bestätigt. Insgesamt gehören der Völklinger Jugendwehr 41 Jugendliche an. Unter der Leitung von Christian Weber werden regelmäßige Übungseinheiten und sonstige Freizeitaktivitäten durchgeführt. Im Anschluss an die Übung ging es dann zur Stärkung wieder auf den Platz vor dem neuen Gerätehaus.
Auch am Samstagabend wurde das Jubiläum des Löschbezirk Geislautern ausgiebig gefeiert. Neben Speisen aus der Feuerwehrküche und diversen Getränkevariationen aus der Cocktailbar sorgte die Band „Magic“ für ausgelassene Stimmung bis tief in die Nacht.
Sonntagsmorgens fand in der benachbarten Kirche Maria Himmelfahrt ein ökumenischer Gottesdienst statt. In seiner Predigt machte Pfarrer Patrick Altmeyer auf die Besonderheit der Straße im Kirchenfeld aufmerksam. Dort sind alle wichtigen Institutionen des Geislauterner Ortsteils an einem Platz. Von unten beginnend eine Arztpraxis, anschließend auf dem Gelände des ehemaligen Volkshauses, welches schon früher Mittelpunkt des Dorflebens war, die neue Unterkunft der Feuerwehrkameraden. Weiter oben dann der katholische Kindergarten mit der angrenzenden Kirche. Im Anschluss segnete er die Räume des neuen Gerätehauses ein.
Im Anschluss an den Frühschoppen verköstigten die Kameraden des Löschbezirks die Anwesenden mit „Gefüllten“ aus der Feuerwehrküche, am Nachmittag dann mit Kaffee und Kuchen.
Gegen 21 Uhr stand ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung, der scheidende Chef der Wehr Oberbürgermeister Lorig und scheidende Bürgermeister Bintz wurden mit dem großen Zapfenstreich durch die Völklinger Wehrleute verabschiedet. Die sonst so feste Stimme des Oberbürgermeisters versagte plötzlich, war es doch auch für ihn ein überwältigender Moment. Erst einige Sätze später war die Stimme wieder im Griff. Als Wehrführer Broy die beiden dann zu Ehrenmitgliedern der Feuerwehr Völklingen ernannte, konnte die Tränen nicht mehr unterdrückt werden.
Der Große Zapfenstreich ist die höchste militärische Zeremonie in Deutschland. Neben den Streitkräften steht sie auch den Feuerwehrleuten zu. Fackeln gehören dazu, Marschieren im Gleichschritt ebenfalls. In einer genau festgelegten Abfolge ist währenddessen das Applaudieren untersagt. Zwischen dem York‘schen Marsch, mit dem die Ehrenformation den Platz betritt, und der abschließenden Nationalhymne gibt es Kür und Pflicht. Zu Letzterer zählt unter anderem das „Locken zum Zapfenstreich“, dass meist ein Spielmannszug übernimmt.
In Geislautern war der Spielmannszug der Feuerwehr Sulzbach und die Musikfreunde Perl-Besch verpflichtet worden. Die Kür wurde mit dem Kommando „Serenade“ eingeleitet, die aus mehreren Musikstücken besteht. Am Sonntag wurde My Way und Preußens Gloria gespielt. Weiteres Kennzeichen – und ebenso Teil der Pflicht – ist das Gebet, welches vom stellvertretenden Löschbezirksführer Michael Heusch mit dem Kommando „Helm ab zum Gebet!“ eingeleitet wurde.
Sichtlich gerührt äußerte Noch Oberbürgermeister Klaus Lorig: „Selbstverständlich bleibe ich euch erhalten und trete selbstverständlich auch der Alterswehr bei, ich werde euch immer in meinem Herzen tragen.“ Bürgermeister Wolfgang Bintz war schon damals beeindruckt von der Solidarität innerhalb der Völklinger Wehr. Als es bei einem Treffen um das Bauvorhaben in Geislautern ging, stimmten alle dafür.
Wehrführer Herbert Broy konnte sich einen Scherz nicht verkneifen: „Ich bin ja dann bald euer Vorgesetzter, und als solcher erwarte ich die Anmeldeanträge pünktlich auf meinem Schreibtisch.“ Damit lud Herbert Broy die beiden Verabschiedeten ein, der Völklinger Alterswehr beizutreten. Dem sagten beide zu und bleiben damit ihrer Feuerwehr auch in Zukunft erhalten.